Köthen – Wer Julian Thiedemann dabei beobachtet, wie souverän er sich fotografieren lässt, der könnte meinen, dass er das schon ewig macht. Geduldig fährt er vor und zurück, nimmt sich dabei Zeit, zu erläutern, wie er auf den Rollski manövriert. „Bremsen durch Schneepflug, lenken geht durch Umsteigen“, ruft er. An diesem warmen Julinachmittag trainiert er gemeinsam mit anderen Nachwuchssportlern des Skiclub 1927 Köthen außerhalb der Bachstadt zwischen Bahnstrecken und Getreidefeldern. Auch sein Lachen muss er nicht einüben, der Sport bereitet ihm sichtlich Freude. Der junge Köthener ist eine große Hoffnung am Köthener Biathlonhimmel. Einen Namen weit über Köthen hinaus hat er sich in der vergangenen Saison 2019/2020 gemacht, als er beim bundesweiten Deutschen Schüler Cup den vierten Platz in der Gesamtwertung in seiner Altersklasse 13 m belegte.
Erst kürzlich erhielt er einen Förderpreis von der enviaM über 2.000 Euro, von dem der Verein dringend benötigtes Material für seine Nachwuchssportler anschaffen kann – vor allem, wenn sie so schnell groß werden, brauchen sie regelmäßig neue Ausrüstung. Mit seinen zwölf Jahren ist Julian bereits hoch gewachsen. „1,65 Meter“, antwortet er, sichtlich stolz. Von dem Fördergeld hat er durch seine Mutter erfahren. „Ich war sehr überrascht. Das ist eine große Ehre für mich“, sagt Julian, der die Freie Schule Anhalt besucht. Seine Eltern seien glücklich über seine sportlichen Leistungen, haben ihm eigene Roller als Belohnung gekauft. Dabei haben nicht sie ihn, wie bei anderen Nachwuchsbiathleten, zu dem Sport gebracht. Die Motivation kam bei ihm von selber – und durch Freunde und Mitschüler. Das zu betonen, ist ihm offensichtlich wichtig. Julian, der bereits seit der ersten Klasse für Biathlon trainiert, sagt dazu: „Der Sport hat mich schon immer fasziniert. Die Kombination aus Laufen und Schießen finde ich super. Schießen macht Spaß.“
Im Köthener Verein gefalle ihm besonders, dass „alle so toll zusammenhalten“ Spannend findet er auch, dass Biathlon so herausfordernd ist. „Man muss immer auf die Technik achten“, sagt Julian dazu. Im Köthener Verein gefalle ihm besonders, dass „alle so toll zusammenhalten. Wir sind der einzige in Sachsen-Anhalt, das schweißt uns zusammen.“ Ein Vorbild habe er nicht, sagt er. Aber dafür einen Konkurrenten, der ihn bisher bei Wettbewerben regelmäßig schlage. Das würde er gerne umkehren.
Julian zählt ohne Frage zu den vielversprechenden Talenten Auch Trainerin Kerstin Finze ist stolz auf Julian. Die 51-jährige Köthenerin, selbst „mit Skiern auf die Welt gekommen“, gibt ihre Leidenschaft gerne weiter. Julian zählt ohne Frage zu den vielversprechenden Talenten, sagt sie und erklärt: „Athletisch ist er sehr stark, dazu sehr groß für sein Alter.“ Wenn er es mit dem Training weiter so ernst nehme, und danach sehe es aus, könne er noch ein paar Jahre in Köthen bleiben, bis er eine Karriere im Profisport anpeilen oder sich anderweitig orientieren müsse. „An einem Punkt muss man sich entscheiden“, sagt Kerstin Finze dazu. Wer mehr wolle, müsse sich dann über Köthen hinaus umschauen, um beispielsweise ein Spezialgymnasium für Sport zu besuchen. Quelle:(mz)